
Die Hotellerie in Deutschland steht vor enormen Herausforderungen. Steigende Kosten, sinkende Nachfrage und wirtschaftliche Unsicherheit setzen der Branche zu. Während einige Medien optimistische Prognosen zeichnen, stellt sich die Frage: Woher kommt dieser Optimismus, wenn die Realität anders aussieht? Die Preisexplosion bei Lebensmitteln, Energie und Personal belastet Hotels erheblich. Seit der Pandemie sind viele Kosten weiter gestiegen, ohne Entspannung in Sicht. Personal ist teurer denn je, während Hotels gleichzeitig höhere Energiepreise stemmen müssen. Auch die Lebensmittelpreise bleiben hoch, was besonders Betriebe mit eigener Gastronomie belastet. Die gestiegenen Kosten lassen sich nur bedingt an die Gäste weitergeben, da deren Zahlungsbereitschaft begrenzt ist.
Geschäftsreisen, lange das Rückgrat vieler Stadthotels, gehen zurück. Unternehmen setzen verstärkt auf digitale Meetings, um Kosten zu senken. Selbst in Wirtschaftsmetropolen wie Frankfurt, München oder Berlin verzeichnen Business-Hotels geringere Auslastungen als vor der Pandemie. Besonders Berlin steht vor zusätzlichen Herausforderungen: Der Flughafen BER hat zu wenig internationale Verbindungen, nachdem EasyJet und Ryanair ihren Betrieb um über 30 % reduziert haben. Gleichzeitig gehört er zu den teuersten Flughäfen in Deutschland, mit Sicherheitskosten, die doppelt so hoch sind wie in Italien. Statt den Tourismus zu fördern, kürzt der Berliner Senat das Tourismusbudget und erhöht die City Tax um 50 % auf 7,5 %. Dies schwächt den wichtigsten Wirtschaftsfaktor der Stadt weiter.
Der wirtschaftliche Abschwung führt zu Entlassungen, was weniger Geschäftsreisen und Veranstaltungen bedeutet. Mittelständische Unternehmen reduzieren ihre Reisetätigkeit deutlich, während sie mit steigenden Kosten und sinkender Kaufkraft kämpfen. Die schleppende wirtschaftliche Entwicklung hat sich über Jahre aufgebaut, während staatliche Eingriffe den Abschwung verzögert haben. Die Krise könnte sich erst jetzt besonders stark auf die Hotellerie auswirken, da bisherige Stabilisierungsmaßnahmen nicht mehr greifen. Hohe Energiepreise, sinkende Wettbewerbsfähigkeit und Investitionszurückhaltung zeigen nun ihre volle Wirkung. Die Prognosen für 2025 bleiben verhalten. Die Bundesregierung erwartet ein BIP-Wachstum von nur 0,3 %, während der Sachverständigenrat 0,4 % prognostiziert. Die Bundesbank hat ihre Prognose auf 0,2 % gesenkt. Deutschland fällt im Vergleich zu europäischen Ländern weiter zurück: Frankreich erwartet 1,2 % Wachstum, Spanien sogar 1,7 %. Länder wie Polen oder die Niederlande zeigen stabilere Wachstumsraten, was auf bessere wirtschaftspolitische Anpassungen hinweist.
Die geschwächte US-Wirtschaft könnte dazu führen, dass Europa für amerikanische Touristen attraktiver wird. Auch in Europa wachsen politische Unsicherheiten. Rechte Parteien in Frankreich, Ungarn und den Niederlanden gewinnen an Einfluss, was Investoren verunsichert und Planungen erschwert. Politische Instabilität ist ein Investitionshemmnis und führt dazu, dass sowohl Unternehmen als auch Reisende vorsichtiger agieren.
Angesichts dieser Entwicklungen stellt sich die Frage, warum einige Medien weiterhin positive Prognosen zeichnen. Wunschdenken oder der Versuch, die Stimmung in der Branche hochzuhalten? Fakt ist: Geschönte Berichte helfen den Hoteliers nicht, wenn sie täglich mit steigenden Kosten, sinkenden Umsätzen und wirtschaftlicher Unsicherheit kämpfen. Stattdessen müssen Hoteliers effizientere Betriebsstrategien entwickeln. Digitalisierung kann dabei eine Schlüsselrolle spielen: Automatisierte Prozesse im Gäste- und Verwaltungsmanagement ermöglichen Einsparungen, während digitale Vertriebskanäle besser genutzt werden sollten. Eine kluge Nutzung von Technologie kann helfen, Kosten zu senken, Abläufe zu optimieren und gezielter auf veränderte Gästebedürfnisse zu reagieren.
Die wirtschaftliche Lage hat bereits deutliche Spuren hinterlassen. Viele Hotels sowie Hotelzentralen haben sich von Mitarbeitenden getrennt, zahlreiche Betriebe wurden geschlossen. Gleichzeitig hat die Zahl der Hotelübernahmen zugenommen, was oft ebenfalls mit Entlassungen verbunden war. Die Gastronomie leidet nicht nur unter den steigenden Preisen für Lebensmittel und Energie, sondern auch unter der Erhöhung der Mehrwertsteuer, die vielen Betrieben den letzten wirtschaftlichen Spielraum nimmt. Dadurch reduzieren viele Hotels ihr gastronomisches Angebot oder schließen ihre Restaurants komplett, was die Attraktivität für Gäste weiter verringert.
Die deutsche Hotellerie braucht keine beschönigten Prognosen, sondern realistische Einschätzungen und politische Rahmenbedingungen, die das Überleben der Branche sichern. Während einige Segmente profitieren könnten, brauchen besonders Business-Hotels neue Strategien, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Berlin ist ein besonders drastisches Beispiel für schlechte Wirtschaftspolitik: Ein überteuerter Flughafen mit zu wenig internationalen Verbindungen, steigende Abgaben für Hotels und eine Tourismuspolitik, die mehr schadet als nutzt. Wer die Realität anerkennt und auf Innovation setzt, kann die richtigen Entscheidungen für die Zukunft treffen – doch dazu braucht es wirtschaftspolitische Weitsicht, die aktuell vielerorts fehlt.
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