Zwischen Raketen und Realitätsverweigerung: Warum Deutschland den Iran-Israel-Konflikt nicht versteht
- Zeev Rosenberg
- 22. Juni
- 5 Min. Lesezeit

Die Eskalation der letzten Tage markiert nicht nur einen militärischen Wendepunkt – sie zeigt auch das Ausmaß westlicher Fehleinschätzung im Umgang mit dem iranischen Regime. Seit Jahrzehnten hat sich Teheran ein regionales Netz aus Milizen, Proxies und ideologischen Verbündeten aufgebaut. Dieses System wurde von westlicher Diplomatie oft ignoriert – oder sogar indirekt gestützt.
Was vergangene Woche geschah, war mehr als ein Präventivschlag. Zum ersten Mal seit Langem wurde die Führung in Teheran selbst zur Zielscheibe. Amerikanische Bomber griffen mutmaßlich zentrale Elemente des Atomprogramms an. Israel eliminierte hochrangige IRGC-Kommandeure. Und die Reaktion? Leise.
Hisbollah blieb ruhig. Die Huthis schwiegen. Auch aus Bagdad und Damaskus kamen keine nennenswerten militärischen Antworten. Ein Regime, das jahrzehntelang auf seine Abschreckungskraft durch Stellvertreter setzte, stand plötzlich ohne Verteidigung da.
Der Krieg, der zurückkam
Teheran hatte stets argumentiert: "Wenn wir unsere Feinde nicht im Ausland bekämpfen, kommen sie zu uns." Jetzt ist dieser Krieg zurückgekehrt – nicht symbolisch, sondern mit Präzision und Wucht. Die gezielte Ausschaltung von Schlüsselpersonen innerhalb der Revolutionsgarde hat das Machtgefüge ins Wanken gebracht. Und mit ihr das Selbstbild eines Regimes, das sich als unverwundbar inszeniert hatte.
Gleichzeitig mehren sich Anzeichen einer inneren Erosion. Laut westlichen Geheimdiensten lehnen rund 85 Prozent der iranischen Bevölkerung das Mullah-Regime ab. Die Protestbewegungen der letzten Jahre – von der grünen Revolution 2009 bis zu den Demonstrationen nach dem Tod von Mahsa Amini – zeigen: Das Fundament des Staates ist brüchig.
Dabei geht es nicht um einen Krieg gegen das iranische Volk – sondern um die Entmachtung eines Regimes, das nicht nur die eigene Bevölkerung unterdrückt, sondern auch systematisch versucht, Israel zu zerstören. Die Menschen im Iran sind Opfer dieses Systems, nicht seine Verbündeten.
Arabische Zurückhaltung – ein klares Signal
Auffällig ist das Schweigen der arabischen Staaten. Weder aus Amman noch aus Riad oder Abu Dhabi kommt mehr als diplomatische Pflichtkritik. Keine Mobilmachung. Keine Proteste. Kein Aufruf zur Vergeltung. Hinter vorgehaltener Hand wird in diesen Hauptstädten deutlich gesagt, was öffentlich keiner aussprechen will: Die Schwächung Irans ist im regionalen Interesse. Viele arabische Regierungen beobachten die Entwicklung mit stiller Zustimmung – in der Hoffnung, dass Teherans Griff nach Dominanz endlich begrenzt wird.
Eine globale Terror-Bilanz
Der Iran-Israel-Konflikt ist kein regionaler Konflikt – er betrifft längst Europa. Die Islamische Republik hat über Jahrzehnte weltweit Terror organisiert und finanziert:
1992, Buenos Aires – Bombenanschlag auf israelische Botschaft: 29 Tote
1994 – Anschlag auf AMIA-Zentrum: 85 Tote, 300+ Verletzte
2012 – Koordinierte Angriffe auf israelische Diplomaten in Indien, Georgien, Thailand
2012, Burgas – Busanschlag auf israelische Touristen in Bulgarien: 7 Tote
2023–2025 – Vereitelte Anschläge auf jüdische und israelische Einrichtungen in Europa
Mehrere Jüdinnen und Israelis in Deutschland mussten zeitweise unter Polizeischutz leben, weil sie konkret von iranischen Agenten bedroht wurden. Das ist kein hypothetisches Risiko – es ist längst Realität. Und es zeigt: Die deutsche Naivität gegenüber der Islamischen Republik ist nicht nur ein außenpolitischer Fehler – sie hat konkrete Folgen im Inland.
Israels Strategie: Abschreckung, nicht Eskalation
Die israelischen Luftschläge richteten sich nicht gegen das iranische Volk, sondern gegen das Machtzentrum eines Regimes, das offen die Auslöschung Israels fordert. Seit dem 7. Oktober 2023 hatte sich Israels strategische Abschreckung verschlechtert. Der Angriff war eine Antwort – kein Präventivkrieg. Eine Warnung: Wer Israel angreift, muss mit Konsequenzen rechnen.
Nicht Israel bedroht den Iran – sondern die Islamische Republik Iran droht Israel seit 1979 mit Vernichtung. Diese Differenzierung wird in deutschen Debatten oft ignoriert – mit gefährlichen Konsequenzen.
Syrien, Assad – und das europäische Schweigen
Als Bashar al-Assad ab 2011 Syrien in Schutt und Asche legte, interessierte das in Berlin kaum jemanden. Über 500.000 Tote – darunter zahllose Zivilisten –, Millionen Verstümmelte, über 13 Millionen Flüchtlinge. Menschenrechte? Kein Aufschrei auf deutschen Straßen. Keine palästinensischen Großdemos. Kein medialer Empörungskanon. Es war eben nicht Israel – also offenbar nicht empörungswürdig.
Wirtschaft vor Moral
Während das Regime in Teheran systematisch Menschenrechte mit Füßen tritt, Oppositionelle foltert und die eigene Bevölkerung unterdrückt, reisten deutsche Wirtschaftsdelegationen mit Handschlag und Exportverträgen nach Teheran. Namen wie Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier und andere gaben sich die Klinke in die Hand – im Namen des Dialogs, de facto im Dienst des Profits.
Medienlandschaft ohne Balance
Auch die mediale Landschaft spielt eine Rolle. In vielen öffentlich-rechtlichen Sendern und Radiostationen werden als „Experten“ bevorzugt Stimmen eingeladen, die eine israelkritische oder der medialen Mehrheitsmeinung entsprechende Haltung vertreten. Objektive, mehrdimensionale Einordnungen finden kaum statt. Stattdessen dominieren Narrative, die sich mit dem etablierten Meinungsrahmen decken – oder ihn gezielt verstärken.
Oft wird dabei auf sogenannte „Quotenjuden“ zurückgegriffen – jüdische oder israelische Gäste, die Israels Regierung oder Militärpolitik kritisieren, weil ihre Aussagen dem gewünschten Erzählmuster entsprechen. Wer Israel verteidigt, gilt rasch als parteiisch. Wer Kontext liefert, stört das gewohnte Bild. Die Folge: eine auffallend einseitige, teils faktenarme und oft aggressive Berichterstattung, die das Vertrauen in die Medienlandschaft nachhaltig beschädigt.
Deutsche Debatte zwischen Pazifismus und Unkenntnis
In Deutschland jedoch wird die Debatte von anderen Tönen dominiert. Politiker aus dem linken Spektrum – darunter BSW, Linkspartei und Teile der SPD – sprechen von Deeskalation, Dialog, Völkerrecht. Israel, so heißt es, habe provoziert. Der Angriff sei nicht verhältnismäßig gewesen.
Was oft fehlt, ist Kontext. Wer den Nahen Osten wirklich kennt, weiß: Das iranische Regime versteht keine symbolischen Gesten. Es reagiert auf Schwäche – mit Expansion. Auf Abschreckung – mit Rückzug. Wer das ignoriert, stärkt nicht den Frieden, sondern das Ungleichgewicht.
Noch absurder wird es, wenn Politiker, die sich für Palästina einsetzen wollen, auf Demonstrationen marschieren, die offen antisemitische Narrative bedienen – ohne diese als solche zu benennen.
Fazit
Der Iran-Israel-Konflikt ist nicht neu. Doch was wir derzeit erleben, ist eine neue Phase – geprägt von militärischer Entschlossenheit, innerer Destabilisierung und regionaler Neuordnung. Die arabische Welt schweigt nicht zufällig. Sie beobachtet – und hofft insgeheim auf eine Schwächung des iranischen Einflusses.
Der Westen hingegen – besonders Deutschland – tut sich weiterhin schwer, die Realität anzuerkennen. Statt differenzierter Analyse dominiert oft moralische Besserwisserei. Statt sicherheitspolitischer Weitsicht: ideologische Reflexe. Und statt journalistischer Ausgewogenheit: einseitige Panels mit vorhersehbarem Framing.
Viele in Deutschland sehen Juden offenbar lieber in der Rolle der Opfer – wehrlos, verfolgt, leidend. So lässt sich die eigene moralische Erzählung aufrechterhalten: „Wir sind gegen Antisemitismus, gegen Rechts, gegen die Nazis.“ Man geht zu Lichterketten, ruft „Nie wieder“ – solange Juden nicht kämpfen. Sobald sich Israel verteidigt, beginnt das moralische Unbehagen.
Doch genau darum geht es: Israel – und Juden weltweit – haben das Recht, sich zu verteidigen. Nicht aus Rachsucht, sondern aus Notwendigkeit. Um zu überleben in einer Welt, in der sie nach wie vor gehasst, bedroht und angegriffen werden.
Wer den Konflikt verstehen will, muss die Sprache der Region sprechen – politisch, historisch und kulturell. #IranIsraelKonflikt #NahostAnalyse #Sicherheitspolitik #Außenpolitik #Abschreckung #Realpolitik #IslamischeRepublik #MullahRegime #IranischerTerror #IranProteste #FreeIran #Iran2025 #IsraelVerteidigtSich #SolidaritätMitIsrael #IsraelUnterBeschuss #GegenAntisemitismus #Medienkritik #ÖRR #Meinungsmanipulation #Framing #EinseitigeBerichterstattung #Quotenjuden #Doppelmoral #DeutscheNaivität #Pazifismusfalle #LinkeIgnoranz #Antizionismus #Antisemitismus
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